Zum Pilgern.
Pilgern ist ein Teil der Identität sächsischer Johanniter.
Johanniter haben sich immer wieder eingereiht in die Schar der Menschen, die über die Jahrhunderte nach Jerusalem oder zu anderen Zielen christlicher Pilgerschaft gepilgert sind.
Sächsische Johanniter begeben sich seit Jahren immer wieder in das Wagnis, das Gewohnte für eine begrenzte Zeit hinter sich zu lassen, sich auf einen neuen unbekannten Weg zu machen.
Ein Pilgerweg ist mehr als eine Wanderroute und eine Pilgerwanderung mehr als eine Sport- oder Kulturreise.
Alles, was wichtig ist, kann, darf und soll auf einer Pilgerwanderung deutlicher hervortreten, vieles, was sonst den Tagesablauf bestimmt, manchmal beherrscht, kann abgestreift werden.
Pilger reisen auf einfache Weise mit bewusst kleinem Gepäck.
Sie haben Zeit für die letzten Dinge, ohne von den vorletzten allzu sehr abgelenkt zu werden. Sie entdecken die Langsamkeit neu, haben Zeit für neue Entdeckungen und das tiefe Erleben der Schöpfung.
Pilger brauchen nicht viel auf ihrer Wanderung.
Aber einige Dinge brauchen sie doch.
Mancher pilgert allein, aber nahezu jeder freut sich über Gefährten auf der Wanderung, man braucht sie, um sich auszutauschen, man teilt das gleiche Ziel, man trifft sich, man geht ein Stück Weg zusammen, man trennt sich wieder, vielleicht kreuzen sich die Wege später noch einmal, aber das ist nicht so wichtig, kein ernsthaftes Gespräch ist letztlich verloren. Manchmal braucht man Hilfe, manchmal wird Hilfe von einem selbst erbeten, oder man sieht, dass sie notwendig ist, auch wenn sie nicht erbeten wird. Es ist auch schön, tiefes Erleben mit anderen zu teilen und es hilft, Probleme zusammen mit anderen zu bewältigen.
Gemeinsam Pilgern bedeutet jedenfalls, eine Gemeinschaft mit anderen Menschen auf Zeit intensiv zu erleben.
Wenn man einen Tag pilgernd hinter sich gebracht hat, wartet die Herberge, einfach meistens, manchmal mehr, manchmal weniger komfortabel. Und es warten Gastgeber, deren Ziel es ist, Pilgern eine Heimstatt auf Zeit anzubieten. Heimstatt auf Zeit zu sein, ist Markenzeichen einer guten Herberge. Sie ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf zu haben.
Man kommt an, man richtet sich vorläufig ein, man ist weiter unterwegs. Aber man braucht diese Heimstatt auf Zeit man braucht sie, auch wenn sie stets einen vorläufigen Charakter hat.
Der Weg auf einer Pilgerschaft und auf einem Pilgerweg ist manchmal nicht ganz einfach zu finden.
Da helfen dann Wegzeichen, auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist es die Jakobsmuschel auf dem Sächsischen Lutherweg die Lutherrose. Wegzeichen halten davon ab, in die Irre zu gehen, wenn man sie beachtet und richtig zu lesen weiß.
Auch andere Menschen sind oft in der Lage, den Weg zu weisen, wenn man ihn verloren hat.
Bei einer Beschreibung des Jakobswegs habe ich als Schlagwort gelesen: „Der Weg ist das Ziel.“
Das klingt gut, ist aber als Leitwort für mich als Pilger fragwürdig.
Der Weg ist wichtig, aber seine Richtung wird durch das Ziel bestimmt. Der Pilger will ankommen, selbst dann, wenn das Ankommen oder nicht, nicht in seiner Hand steht.
Der Weg ist durch das Ziel bestimmt. Er führt durch unübersichtliches Gelände. Ich verlaufe mich, muss umkehren, umständlich neu suchen, ich gehe durch Täler und dichte Wälder, kann kaum die nächsten Meter sehen. Und dann werden mir wieder Augenblicke geschenkt, wo ich in die weite Ferne sehen kann, das Ziel ahnen kann, die nächsten Etappen klar vor Augen habe. Danbar erlebe ich den freien Blick in den Himmel aber auch die Suche im unübersichtlichen Gelände.
Körperliche Anstrengung, Zeit für das Wesentliche, entdecken der Langsamkeit, einfaches Leben, leichtes Gepäck, Gefährten auf Zeit, Heimstatt auf Zeit, Wegzeichen und ein Ziel, das sind für mich die Elemente der Pilgerschaft.
Pilgerschaft ist wie Leben im Brennglas.
Pilgerschaft, Leben im Brennglas, auch im Leben brauchen wir Gefährten, und alle Gemeinschaft mit anderen ist letztlich eine Gemeinschaft auf Zeit, mag sie glücklicherweise manchmal auch lange oder sehr lange dauern.
Pilgerschaft, Leben im Brennglas, auch im Leben brauchen wir eine Heimstatt und auch sie ist vorläufig.
Heimstatt ist auf Zeit angelegt, aber es ist dennoch eine Heimstatt, Sie bietet mehr als eine flüchtige Atempause.
Pilgerschaft, Leben im Brennglas, auch in unserem Leben brauchen wir Wegzeichen. Mag es eine besondere Predigt sein, mag es ein besonderes Gespräch sein, mag es ein besonderes Naturerlebnis sein, mag es die Stimme unseres Gewissens sein, mag es das Leben in einer besonderen Gemeinschaft sein, überall können wir solche Wegzeichen finden.
Pilgerschaft, Leben im Brennglas.
Wir sind als Christen unterwegs. Wir sind mit einem Ziel unterwegs. Es steht nicht in unserer Macht, es zu erreichen, aber wir haben die Zusage unseres Herrn, dass er in unserem Leben mit uns unterwegs ist und dass er für uns eintritt, uns in seinem Reich eine Wohnung bereitet hat.
Pilgerschaft, Leben im Brennglas,
Das Ziel unseres Lebens liegt jenseits unseres Aufenthalts auf dieser Erde, jenseits unseres Lebens.
Wir hoffen und glauben, jenseits der Heimstätten auf Zeit eine ewige Heimstatt zu finden. Auf dem Weg dahin dürfen wir auf die Begleitung unseres Herrn vertrauen.
Die Pilgerherberge Groß- Schirma als Heistatt auf Zeit für Pilger und Sucher.
Heimstatt auf Zeit für Pilger und Sucher, das will und soll die Pilgerherberge in Groß-Schirma sein.
Einfach gestaltet soll sie sein, für Menschen mit leichtem Gepäck.
Freundlichkeit und Gastfreundschaft soll sie ausstrahlen für müde Pilger.
Zur Ruhe und Besinnung soll sie einladen aus der Hektik des Alltags und der Sorge um die vorletzten Dinge hinausführen.
Ein Wegzeichen für Pilger auf der Wanderung soll sie sein und für Menschen auf der Suche nach dem Ziel ihres Lebens.
Die Heimstatt auf Zeit soll letzlich ein Wegzeichen sein auf die ewige Heimstatt.
Die sächsischen Johanniter wollen zur Gestaltung und Entwicklung der Herberge beitragen und selbst davon Gewinn tragen.
Aus diesem Grund haben sie die Schirmherrschaft übernommen.
Hans-Peter von Kirchbach